Die Situation von An- und Zugehörigen

Ein Großteil der Menschen mit Demenz lebt zu Hause und wird von – zumeist weiblichen – An- und Zugehörigen betreut. Häufig übernimmt die betreuende Person zunehmend Verantwortung für die Person mit Demenz und trägt Sorge für deren Wohlergehen. Für das Unterwegssein außer Haus von Menschen mit Demenz nehmen die Angehörigen eine wichtige Rolle ein. Diese können das selbstständige Hinausgehen ohne Begleitung fördern, oder aber auch aus Sorge, dass der Person etwas zustoßen könnte, einschränken. Dabei bewegen sich die betreuenden Angehörigen nicht selten in einem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit. Und in diesem Spannungsfeld ist es schwierig, eine gute Balance zu finden. Auf der einen Seite soll der Willen des Menschen mit Demenz respektiert werden, auf der anderen Seite soll aber auch Schaden vermieden werden. Angehörige gehen
mit dieser zwiespältigen Situation unterschiedlich um. Die folgenden zwei Beispiele sollen dies kurz veranschaulichen: Im ersten Fall klärt eine Ehefrau die Nachbarschaft über die Demenz ihres Mannes auf. So will sie erreichen, dass er weiterhin alleine draußen unterwegs sein kann, aber im Notfall Hilfe erhält, sollte er alleine nicht nach Hause finden.

Im zweiten Fall möchte eine betreuende Tochter nach mehreren unangenehmen Vorfällen vermeiden, dass ihre über 90-jährige alleinlebende Mutter alleine unterwegs ist. Sie verbringt daher sehr viel Zeit mit ihr, was sie jedoch selbst an die Grenze ihrer Belastbarkeit bringt.

Das Leben mit einer Person mit Demenz wird von Angehörigen oft als belastend erlebt und geht mit schmerzlichen Verlusterfahrungen einher. So wird mit der Zeit nicht nur die Mobilität der Personen mit Demenz außer Haus geringer, auch die Angehörigen verlieren an Bewegungsfreiheit und eigenständiger Lebensführung. Gleichzeitig können durch die Betreuungssituation intensivere Beziehungen entstehen und der Alltag durch humorvolle und überraschende Erlebnisse und emotional berührende Momente bereichert werden. Auch das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas zurückgeben zu können, stärkt die Angehörigen.

„Aber ich hab dann immer wieder gesagt, Wege, die mein Schwiegervater schon so oft gegangen ist, da hab ich keine Bedenken gehabt. Natürlich hätte was passieren können, das können wir nicht verhindern.“ (Frau Pichlbauer, 54 Jahre)