Menschen mit Demenz im öffentlichen Raum

Menschen mit beginnender Demenz haben meist schon ein hohes Lebensalter erreicht. Sie können körperlich fit sein, viele haben aber auch altersbedingte Beschwerden. Schmerzende Beine, Schwindel oder Schwerhörigkeit können zum Beispiel das Unterwegssein außer Haus erschweren. Vermehrtes Vergessen führt zu Unsicherheiten in der Orientierung. Dies wird von Betroffenen auch als Nebel beschrieben, der sich vor das Ziel schiebt. So können sie sich plötzlich in einer Situation befinden, in der sie nicht mehr weiterwissen. Wie Menschen mit Vergesslichkeit mit solchen Situationen umgehen oder welche Strategien sie beim Außer-Haus-Gehen haben, ist unterschiedlich.

Es lassen sich grob zwei Strategien unterscheiden: Auf der einen Seite gibt es Menschen, die sich stark an anderen Personen orientieren. Sind sie alleine unterwegs, ist das Fragen eine zentrale Strategie, um den richtigen Weg zu finden. Ansprechpersonen, wie zum Beispiel Mitmenschen auf der Straße oder auch eine Buslenkerin oder ein Buslenker, sind für sie wichtig.

„Und wenn ich einmal wirklich nicht weiter weiß, dann frag ich halt.“ (Frau Wagner, 88 Jahre)

Auf der anderen Seite gibt es Betroffene, die sich mehr auf die eigene Orientierung konzentrieren. Sie versuchen, durch gezieltes Training und das Studieren von Fahrplänen und Stadtplänen die Wegstrecken zu üben und alleine zu meistern.

Für diese Personengruppe sind gut lesbare Fahrpläne und klare Orientierungszeichen sehr wichtig. Bei der Orientierung können zum Beispiel markante Gebäude, der blaue U-Bahnwürfel oder auch Geschäfte behilflich sein.

Allgemein gilt für Menschen mit Vergesslichkeit, dass Veränderungen wie zum Beispiel die neue Linienführung eines öffentlichen Verkehrsmittels oder das Zusperren eines vertrauten Geschäftes zu Irritationen führen kann. Menschen mit Vergesslichkeit haben daher oft die Tendenz, auf den gewohnten Routinewegen zu bleiben. Dies kann auch den eigenen Aktionsradius verringern. Wird der Versuch gewagt, einen neuen Weg auszuprobieren, ist das mit einem hohen Aufwand verbunden. Um zum Beispiel zu einem Termin an einem nicht vertrauten Ort pünktlich zu erscheinen, wird die Wegstrecke bereits an den Tagen davor geübt. Einen negativen Einfluss auf die räumliche Orientierung haben auch Lärm und zu viele optische Eindrücke. Durch die Reizüberflutung wird die Konzentration
erheblich gestört. Manche Menschen mit Demenz ziehen sich allmählich aus dem öffentlichen Leben zurück. Andere wiederum sehen gerade das fortgeschrittene Alter und die beginnende Vergesslichkeit als Anlass, jetzt vermehrt rauszugehen um etwas zu erleben:

„Ich unternehme viel, wer weiß, was in drei Jahren ist.“ (Frau Janach, 64 Jahre).